Nach der Ratsvorlage sollte der Bürgermeister in der letzten Gemeinderatssitzung dieser Legislatur Zahlen, Daten und Fakten nennen, die endlich eine Entscheidung – ob Sanierung oder Neubau des Schwimmbades – herbeiführen sollte. Doch die Auswertung des Gutachtens durch die Gemeinde lag nicht vor, so dass sich eine Entscheidung weiter verzögert.

Was den Vorwurf „Wahlkampf“ angeht, nur so viel: Die SPD Wenden hat das Thema nicht „kurz vor Toresschluss“ auf die Tagesordnung gebracht. Eine Klärung hätte schon viel früher herbeigeführt sein müssen.

In Anbetracht der neuerlichen Erkenntnisse zum Schwimmbad und der Vorlage, in der wieder neue Untersuchungen angekündigt werden, beantragte die SPD in der Ratssitzung das Aussetzen weiter Untersuchungen am alten Schwimmbad, ausgenommen der erteilten Aufträge. Die Verwaltung erhält den Prüfauftrag nach folgendem Konzept Kosten und Zeitabläufe zu ermitteln und bis Ende des Jahres vorzulegen.

  • Neubau eines Schwimmbades mit 25-m-Bahnen und hälftigem Hubboden, nach „Werdohler“ Vorbild, auf dem Parkplatz am Schulzentrum. „Werdohler Vorbild“ heißt an dieser Stelle: Standardplan für das Gesamtgebäude und kein Abweichen während Planung und Ausführung. Unser Bürgermeister hat sich dankenswerter Weise in Werdohl von der Funktionsfähigkeit selbst überzeugt. Hier muss Baurecht geschaffen, ein Planer für die Funktionalausschreibung und ein kleiner Arbeitskreis gefunden werden
  • Abriss des alten Schwimmbades, Prüfung, ob mit vertretbarem Aufwand eine Übergangsnutzung noch zu empfehlen ist
  • Auf dem Grundstück der Westerberg-Schule werden die erforderlichen Klassen nach neuesten pädagogischen und medialen Standards errichtet. Die Sicherung des Schulstandortes Rothemühle ist davon nicht betroffen.
  • Einbau eines Blockheizkraftwerkes in dem neuen Schwimmbad als Stromlieferant für Schwimmbad und Schulzentrum. Die sich dabei ergebende Wärme wird für Heizung, Duschwasser- und Schwimmbadwassererwärmung genutzt.
  • Prüfen, in wie weit der Peter-Dassis-Ring als Einbahnstraße und damit wirklich als „Ring“ genutzt werden kann. Entsprechende Überlegungen hat es vor langer Zeit bereits gegeben.
  • Schaffung neuer Parkplätze am Schulzentrum (auch schon lange ein Thema)
  • Untersuchen, welche Fördertöpfe interessant sind. Als Beispiel: Bund: Sanierung kommunaler Einrichtung für Sport, Jugend und Kultur oder Gute Schule 2020. Die SPD Wenden ist sicher, unsere Bundes- und Landtagsabgeordneten werden gerne Hilfestellung leisten. Die offene Frage bezüglich Gründung einer Gesellschaft ist seit Januar noch offen.

 

Zum Schwimmbad gibt es sein Oktober letzten Jahres ein erstes Gutachten. Die Quintessenz: Keine halbherzige Sanierung, sondern entweder Komplettsanierung für mindestens 4,7 Mio. Euro oder besser ein Neubau. Seit dieser Zeit schiebt die Politik eine Entscheidung vor sich her, weil man sich irgendwann einmal auf eine Rumpfsanierung festgelegt hatte. Im Januar nannte die Verwaltung undefinierte Durchschnittskosten für die Sanierung von 2,9 Mio. Euro. Fraglich ist jedoch, ob diese Kosten nach heutigen Erkenntnissen noch einmal genannt würden.

Der Untersuchungsauftrag für die Bausubstanz dauert an. Seit einem halben Jahr soll die Decke der Schwimmhalle erneuert werden. Inzwischen wurde festgestellt, dass für die Dachstatik noch besondere Untersuchungen notwendig sind. So soll z. B. anhand herausgenommener Deckenplatten auf die Tragfähigkeit geschlossen werden. Der in der Statik nicht vorgesehene zweite Dachaufbau aus Holz ist durch die feuchte, warme und chlorhaltige Luft geschädigt. Man muss kein Statiker sein, um zu erkennen, dass der Gesamtaufbau A) nicht klar definiert, B) die Schäden undefiniert und C) am Ende keiner die Verantwortung – geschweige denn seine Unterschrift – leistet.

Hier wird immer mehr gutes Geld in ein altes, marodes Gebäude gesteckt. Man muss auch betrachten, welche Kosten allein schon die Untersuchungen im Vorfeld verursachen. Außerdem ist die Dachstatik nicht das einzige Problem.

Hier die lange Liste der Mängel:

  • Bauphysik: Energetische Qualität der Gebäudehülle
  • Undichtigkeiten im Beckenbereich und im Schwimmbeckenumgang, immer wieder platzen
    Fliesen ab, Wasser gelangt ins Untergeschoss
  • Veraltete technische Anlagen, Pumpen, Filter, Größe des Schwallwasserbehälters, normgerechte Rückspülung der Filter, hygienisch sichere Durchflutung des Beckens, Wasseraufbereitung nach aktueller DIN 19643, Hygiene und Energieeffizienz der Lüftungsgeräte und Kanäle, Steuerung der Anlagen über abgängige Technik
  • Aufplatzende Blasen auf dem Doppelboden mit entsprechender Unfallgefahr
  • Kein Raumprogramm nach heutigem Standard (Umkleide, Duschen, WC-Anlagen) siehe hierzu auch das Gutachten aus Oktober 2019
  • Kein ausreichender Raum für technische Anlagen, hier ist alles zu eng und verbaut und mit ergänzenden Technikräumen auch nicht gut lösbar
  • Keine barrierefreie Nutzung – mit dem Aufzug allein ist es nicht getan. Stufen und Treppen sind zu überbrücken
  • Es liegt kein gültiges Brandschutzkonzept vor. Vorhandene alte Brandschutzklappen werden mit Sicherheit ein Asbestproblem haben
  • Keine gute Parkplatzsituation und Zuwegung zum Schwimmbad über das Schulgelände
  • die 50 Jahre alte Elektro- und Sanitärinstallation entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an Sicherheit und Hygiene

Diese Auflistung wäre sicherlich bei genauem Hinsehen weiter fortzusetzen. Es gibt eigentlich nichts, was erhaltenswert ist und wenn saniert, einen sicheren und ungetrübten Betrieb erlauben würde.

Viele von den genannten Punkten lassen sich auch bei einer Komplettsanierung nicht lösen, besonders die Größe von Becken und Raumprogramm. Auch die Parkplatzsituation an der Westerberg-Schule ist schon für den Schulbetrieb angespannt und bezüglich der Schwimmgäste notwendig, zu lösen. Nicht zu unterschätzen ist die Aufwertung zu einem Sportzentrum an der Gesamtschule.

Es wird argumentiert, man müsse eine günstige Lösung finden, weil auch andere Projektkosten drücken, können wir nur bedingt gelten lassen. Kürzlich wurde den Ratsmitgliedern die Kostenschätzung für die Gesamtschule mit mehr als 32 Mio. Euro präsentiert, ohne mit der Wimper zu zucken.

Der Sanierungsstau kommt jedoch nicht von ungefähr. Seit vielen Jahren sind wir in der Gemeinde (auch die SPD Wenden) stolz auf die niedrige Pro-Kopf-Verschuldung und gebildete Rücklagen. Dennoch packt man kein öffentliches Gebäude an. Es werden teure Gutachten eingeholt, über die man sich dann wieder hinwegsetzt. Es werden Untersuchungen am Baukörper vorgenommen und zwar so lange, bis das Endergebnis einigermaßen präsentierbar ist. Es werden Angebote eingeholt, die über Monate bewertet werden. Bis jetzt war offen, wann das Schwimmbad von Schulen und Vereinen wieder genutzt werden kann. Nach den Herbstferien soll es soweit sein. Weitergehende Ergebnisse für das Schwimmbad sollen jetzt im Dezember vorgelegt werden. Hier herrscht scheinbar keine Dringlichkeit. Dabei wird immer wieder auf die Wichtigkeit das Schwimmen zu erlernen hingewiesen. Nicht umsonst wurden die Bäder in der Pandemie wieder frühzeitig geöffnet.

Hier wird Geld und Zeit verschwendet, um am Ende doch festzustellen, dass sich eine Sanierung nicht lohnt und nur ein Neubau in Frage kommt. Oder schlimmer noch: es wird auf Gedeih und Verderb doch saniert und später muss man feststellen, hätten wir damals einmal den Mut gehabt über den eigenen Schatten zu springen.

Über die Vorteile, die ein Neubau mit sich bringt, ist schon oft gesprochen worden. Im Ursprungsgutachten war vor allem das Risiko einer Sanierung mindestens doppelt so hoch wie ein Neubau angesetzt worden. Dies betrifft nicht nur das Erkennen von Mängeln, sondern auch die Kosten, die daraus erwachsen. Auch bei einer Komplettsanierung, wo nur noch das Gerippe stehen bleibt, muss man sich den räumlichen Gegebenheiten anpassen – und das ist, so werden uns Fachleute Recht geben – fast immer ein Nachteil für Gewährleistung und spätere Nutzung.

Da sollte ein Pauschalfestbetrag mit entsprechender Mängel-Gewährleistung beruhigender sein. Und man hat ein Gebäude, das nach heutigem Standard und Normung konzipiert ist.

Leider fehlte der Mut für eine Entscheidung in der Ratssitzung und unser Antrag wurde abgelehnt.

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