Foto: Jörg Hofmann, Vorsitzender IG-Metall Deutschland

Traditioneller Arbeitnehmerempfang des DGB am Vorabend des 1. Mai in Olpe

Mit einem Empfang des Deutschen Gewerkschaftsbundes wurden auf dem Marktplatz in Olpe die Feierlichkeiten zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit, eingeläutet.

Rund 100 Gewerkschafter*innen nahmen an der Kundgebung teil, dazu auch prominente Politiker wie Landrat Theo Melcher, die Bundestagsabgeordneten Nezahat Baradari (OE/MK) und Dirk Wiese (HSK), die Europaabgeordnete Birgit Sippel, Landtagsabgeordneter Jochen Ritter, die Bürgermeister Bernd Clemens (Wenden), und Peter Weber (Olpe) und Achim Henkel (Finnentrop) sowie Mandatsträger*innen im Kreistag und in den Stadt- und Gemeinderäten. An die Vertreter aus der Politik richteten sich einige Appelle. Hauptredner war der Vorsitzende der IG-Metall Deutschland, Jörg Hofmann. Er war per Video live zugeschaltet.

Hofmann kritisierte, dass sich in der Pandemie die Ungleichheit verschärft habe. Das sieht man auch beim DGB-Kreisverband Olpe so: „Gerade die unteren Einkommen sind stark betroffen von der Krise, weil sie auch in hohem Umfang Kurzarbeit gemacht haben, und wenn man eh schon weniger Geld verdient, ist natürlich der Einschnitt, den man durch Kurzarbeit hat, noch viel stärker. Und umgekehrt haben Menschen mit hohen Einkommen, Tesla & Co. sehr, sehr viel Geld jetzt in der Krise zusätzlich verdient. Also die Verteilung ist durch die Krise nochmal verschärft worden“, sagte André Arenz, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Olpe und 1. Bevollmächtigter der IG-Metall Olpe. André Arenz bedauerte, dass aufgrund der Schutzmaßnahmen nicht mehr Publikum möglich gewesen sei, aber in Zeiten von Homeoffice und Videokonferenzen sei es eine Freude, die Reaktionen der Zuhörer auf dem Olper Marktplatz unmittelbar erleben zu dürfen.

„Der 1. Mai steht in diesem Jahr im Schatten der Pandemie. Elementare Grundrechte wurden eingeschränkt, um Leben zu schützen“, so Jörg Hofmann. Seitdem lebten viele Menschen im Ausnahmezustand. Tausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien arbeitslos oder müssten kurzarbeiten, weil Restaurants, Gaststätten, Kinos und Theater geschlossen sind. Pflegekräfte, Ärzt*innen, Kassierer*innen, Reinigungskräfte, Erzieher*innen und viele andere Berufsgruppen wären am Limit, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. „Viele Beschäftigte erleben im Homeoffice Fluch und Segen der Digitalisierung. Und Millionen Kinder können nicht normal zur Schule gehen.“

Vor dem Virus seien nicht alle Menschen gleich. Die bürgerliche Oberschicht kämpfe im sterilen Homeoffice nur mit der richtigen Netzgeschwindigkeit, während Verkäufer*innen, Busfahrer*innen, Zusteller*innen, Beschäftigte in Erziehung und Pflege sich jeden Tag mit dem Virus anstecken könnten. Die Krise habe die Defizite unseres Sozialstaats schonungslos offengelegt. „Von den ungleichen Folgen eingeschränkter Bewegungsfreiheit und den ungleichen sozialen Risiken der Wirtschaftskrise ganz zu schweigen. Das Virus trifft die Verwundbaren besonders hart und verschärft so die soziale Spaltung unserer Gesellschaft.“

In dieser historischen Krise habe sich wieder einmal gezeigt, wie wichtig Gewerkschaften für die arbeitenden Menschen sind. „Wir konnten Einkommen sichern, Entlassungen verhindern und soziale Härten abfedern“, so Jörg Hofmann. In den Tarifrunden des öffentlichen Dienstes Bund und Kommunen, der Post AG, in der Metall- und Elektroindustrie, auf dem Bau und in der Textil- und Modeindustrie seien kräftige Lohnzuwächse, Arbeitszeitverkürzung und Beschäftigungsgarantien erstritten worden. Trotz Corona seien die Tariflöhne im letzten Jahr um durchschnittlich zwei Prozent gestiegen. Dies alles sei ein Erfolg, der unter äußerst schwierigen Bedingungen errungen worden sei. „Das Band der Solidarität hat gehalten!“

Die Redner forderten Solidarität in der Corona-Krise und bei deren Folgen und fanden deutliche Worte für Corona-Leugner und Rechtspopulisten. Kritik an der Krisenpolitik müsse dort ihre Grenze haben, wo die Gesundheit und das Leben anderer gefährdet sei.

Transformation der Arbeitswelt

Eine große Herausforderung liege in der kommenden Transformation der Arbeitswelt. Im digitalen und ökologischen Wandel seien Bildung und Qualifizierung der Schlüssel zu Chancengleichheit. Hier müsse mithilfe aktiver Betriebs- und Personalräte eine Weiterbildungskultur in den Betrieben verankert werden. „Die einen gehen zur Suppenküche, die anderen schlürfen Champagner“ sei nicht hinnehmbar, war der Tenor. „Aufstocker“ sei ein Unwort und die Unterschiede zwischen den Arbeitswelten der neuen und alten Bundesländer ein weiteres Arbeitsthema der Solidarität.

Die Appelle der Gewerkschafter richteten sich mit Blick auf die Bundestagswahlen auch an die anwesenden Vertreter der Politik. Zu den Gästen zählte auch Landrat Theo Melcher, der sich in seinem Grußwort hoffnungsvoll für den Kreis Olpe äußerte und auf eine Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent und einen Überhang an Ausbildungsangeboten verwies.

Die beste Garantie für eine solidarischere Gesellschaft sei die eigene Stärke. „Wer gute Löhne, gute Arbeit, soziale Sicherheit und eine gerechtere Gesellschaft will, der muss einer Gewerkschaft beitreten und sich einmischen“, appellierte Jörg Hofmann zum Abschluss seiner Rede.

Den 1. Mai begingen die DGB-Gewerkschaften in Hagen, Siegen, Lüdenscheid und Witten mit kleineren Kundgebungen.

 

 

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